Einleitung

Was hat ein Vulkan mit dem Thema Fahrrad zu tun?

Nun, das Jahr 1816 ging in Europa und Nordamerika als das Jahr ohne Sommer in die Wetteraufzeichnungen ein. Ursache war der Ausbruch des Vulkans Tambora in Südostasien, der globale Klimaveränderungen mit sich brachte. Es gab in Europa einen weitgehenden Ernteausfall und damit einhergehende Hungersnöte. Ein Mangel an Viehfutter verursachte ein Pferdesterben. Dieses Problem brachte angeblich den deutschen Erfinder Karl Drais auf eine Idee: Er ersetzte mit Hilfe einer einspurigen, zweirädrigen Laufmaschine Pferdekraft durch effizient eingesetzte Muskelkraft. Diese Erfindung wurde 1817 in Frankreich unter dem Namen Vélocipède patentiert. Mit der Erfindung des Kurbel- bzw. Kettenantriebs erlangte das Fahrrad zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine große Bedeutung als Massenverkehrsmittel.

Mit dem Aufstieg des Kraftfahrzeugs in den 1950er Jahren sank die Bedeutung des Fahrrads als Alltagsverkehrsmittel rapide - in vielen Regionen Deutschlands fast gegen Null. Wenn es von nun an zum Einsatz kam, wurde es in der Regel nur noch als Freizeit- und Sportgerät genutzt.

Mit Beginn der Umwelt- und Klimadiskussion sowie auch gesundheitlicher Aspekte änderte sich ab Anfang der 1980er Jahre langsam wiederum die gesellschaftliche Einstellung zum Verkehrsträger Fahrrad.

Ab dem Jahr 2000 schließlich erlebte das Rad als zukunftsfähiges Verkehrsmittel in immer mehr Städten und Regionen deutschland- und weltweit eine Renaissance. Vielerorts fragt man sich, was passieren muss, damit das Fahrrad im Markt der zukünftigen Verkehrsträger eine größere Berücksichtigung unter den Verkehrsteilnehmern findet. So lautete auch die Fragestellung 2014 des ADFC Kassel Stadt und Land e. V. an die Autoren, was vor Ort im Planungsraum des Landkreises Kassel pro Fahrrad kurz-, mittel- und langfristig entwickelt werden könnte.

Ziel des Radverkehrskonzeptes ist es, Handlungsempfehlungen für eine systematische, effiziente und nachhaltige Förderung des Radverkehrs im betrachteten Planungsraum zu geben. Im Rahmen einer Angebotsplanung soll dabei aufgezeigt werden, welche Infrastruktur und weitere Maßnahmen für einen höheren Wegeanteil des Fahrrads am Gesamtverkehr notwendig sind.

Wichtig ist den Autoren möglichst Radfahren für alle zu verwirklichen. Dafür ist ein durchgängiges, möglichst direkt geführtes, einfach verständliches, attraktives, verkehrs- und rechtssicher zu befahrendes Radverkehrsnetz notwendig. Dieses Netz muss eine breite Akzeptanz unter den heutigen und vor allem zukünftigen Radfahrenden zwischen 8 und 88 Jahren finden. Wie ein solches Netz für den Planungsraum des Landkreises Kassel entstehen könnte, wird in der folgenden Facharbeit aufgezeigt.

Für eine vermehrte Fahrradnutzung sind neben der passenden Infrastruktur auch die weichen Maßnahmen der Radverkehrsförderung (wie Kampagnen usw.) zu intensivieren. Dies kann diese Radverkehrsstudie allerdings nur am Rande leisten. Um effektiv mit den weichen Maßnahmen der Radverkehrsförderung (wie beispielsweise der Aktion Stadtradeln) nachhaltige Erfolge erzielen zu können, muss allerdings die passende Infrastruktur vorhanden sein. Dazu wird mit dieser Arbeit der planerische Grundstock gelegt.

Die Autoren verstehen dieses Planungswerk als konzeptionelle Ideensammlung für Akteure aus der Region. Sie hoffen, damit für die Entwicklung einer zukunftsfähigen, regionalen Nahmobilität einen Anstoß geben zu können.







Die Autoren, im September 2017