Überregionale Planungen für einen Netzentwurf im Gebiet des Landkreises auf Landesebene waren nicht vorhanden. Um sich im Rahmen des Netzentwurfs über die überregionalen Radverbindungen Klarheit zu verschaffen, war es notwendig, einen Grobentwurf mit den Korridoren dieser Verbindungen anzufertigen. So entstand die folgende Übersichtskarte Eckpunkte Radverkehrsnetz Hessen.
Ausgangsbasis der Überlegungen war die Frage, welche Routenkorridore der Radfernwege überhaupt eine überregionale Bedeutung in einem Landesnetz besitzen, das die Oberzentren sowie auch die Mittelzentren verbindet. Eine Übersicht der bestehenden Hessischen Radfernwege kann übrigens auf www.adfc-hessen.de abgerufen werden ( → Radtourismus → Hessische Radfernwege).
Durchgezogene Linien innerhalb Hessens stellen Routenkorridore im Bereich bestehender Hessischer Radfernwege dar. Das "Oberzentrumsnetz" wurde dabei für ein besseres Verständnis noch einmal mit Dickstrich hervorgehoben. Im Bereich des Mittelzentrumsnetzes wurden in der Kartenskizze nur ausgewählte Mittelzentrumsverbindungen hervorgehoben. Ein Radverkehrsnetz Hessen muss natürlich alle Mittelzentrumsverbindungen umfassen. Besonders im Ballungsraum wäre hier die Kartenskizze komplett überladen gewesen. Es wurden allerdings alle Mittelzentren als Ort eingetragen. Dies erklärt die vielen Punkte im Rhein-Main-Gebiet.
Gestrichelte Linien stellen Verbindungen außerhalb der Korridore der bestehenden Radfernwege dar. Diese Verbindungen sind zumindestens halbwegs vorhanden.
Gestrichelte Linien mit gelber Unterlage stellen schließlich Verbindungen dar, die aktuell im Prinzip nicht vorhanden sind. Hier müssen z. B. über längere Strecken stark befahrene, klassifizierte Straßen ohne Radverkehrsanlagen genutzt werden.
Das zu erarbeitende Radverkehrsnetz Hessen sollte landesweit alle Mittel- und Oberzentren verbinden.
Beispiel für Landesnetze aus anderen Bundesländern:
Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung informiert sonst hier auf seiner Seite zum Radverkehr: wirtschaft.hessen.de → Rubrik Verkehr → Radverkehr. Die Seite der 2016 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) ist unter www.nahmobil-hessen.de zu finden.
Bis zum 31. Juli 2017 konnten Stellungnahmen zum neuen Landesentwicklungsplan Hessen abgegeben werden (Infos zum 3. Änderungsverfahren des LEP 2000). Im Entwurf des LEP Hessen fehlte bislang im entsprechenden Abschnitt 5.1.5 Fahrrad- und Fußverkehr das Planungsziel eines Radverkehrsnetz Hessen. Autor Dirk Schmidt hat als Bürger des Landes Hessen dazu eine fachliche, private Stellungnahme abgegeben. In der Stellungnahme heißt es u. a. zum Thema Radverkehrsnetz Hessen:
In Hessen ist ein landesweites Radverkehrsnetz mit Schwerpunkt Alltagsradverkehr zu entwickeln. Dieses Radverkehrsnetz verbindet auf möglichst direkten Verbindungen alle Oberzentren und Mittelzentren in Hessen mit- und untereinander. Das landesweite Radverkehrsnetz ist in den Kartenwerken der Regionalpläne planerisch im Detail festzulegen. In Verdichtungsräumen sind die Verbindungen, sofern von der Nachfrage her notwendig, als Radschnellverbindungen auszuführen.
Ausweisung eines Hessischen Radfernwegs R 10 als Teilprojekt?
Wie der Skizze der vorherigen Seite entnommen werden kann, fehlt in Hessen eine direkte radtouristische Route auf dem hessischen Hauptkorridor. Dieser führt von Nord- über Mittelhessen nach Rhein-Main und weiter nach Südhessen. Wer beispielsweise aktuell von Kassel nach Frankfurt am Main einen kleinen Radurlaub unternehmen möchte, muss im aktuellen Netz der hessischen Radfernwege bergig über den Hohen Vogelsberg, oder mit großem Umweg über Fulda nach Frankfurt am Main radeln.
Im topografischen Idealkorridor der Main-Weser-Bahn (Info Wikipedia) existiert keine durchgehend vorhandene Radwanderroute, obwohl dieser Korridor durchaus auch touristisch einiges zu bieten hat. Aber auch der Alltagsradverkehr würde lokal sicher mancherorts durch notwendige Aus- und Neubaumaßnahmen profitieren.
Grober Routenvorschlag:
Die Strecke würde in Bad Karlshafen beginnen und könnte weitgehend dem Hessischen Radfernweg R 4 bis Hofgeismar folgen. Ab hier würde es über Grebenstein und Vellmar nach Kassel gehen. Somit würde die Fachwerkperle Grebenstein die fehlende, direkte radtouristische Nord-Süd-Anbindung an die überregionalen Radfernwege erhalten. Ab Kassel könnte die Route entweder in Tallage entlang Fulda, Eder und Schwalm nach Treysa verlaufen, oder via Kassel - Baunatal-Mitte, Gudensberg, Fritzlar als Aussichtsroute mit Talblicken durch den Chattengau. Eine weitere dritte Variante wäre entlang von Fulda und Eder bis Wabern und dann via Homburg (Efze) sowie Frielendorf nach Treysa. Von Homburg (Efze) bis Schwalmstadt-Treysa könnte die Trasse der ehemaligen Kanonenbahn zu einer attraktiven Alltags- und Freizeitroute am Rande des Knülls ausgebaut werden.
Ab Treysa würde es nahe der Main-Weser-Bahn über Wiera, Neustadt, Stadtallendorf, Kirchhain und Cölbe in die Universitätsstadt Marburg gehen. Von hier würde die Route via Gießen, Bau Nauheim, Friedberg und Bad Vilbel direkt in die Frankfurter Stadtmitte verlaufen. Zwischen Frankfurt und Darmstadt könnte langfristig evtl. die Trasse der neuen Raddirektroute genutzt werden. Entlang der Bergstraße würde der R 10 bis Bensheim gehen. Hier könnte über Lorsch auf direktem Wege nach Mannheim erreicht werden. Ein weiterer Ast könnte südlich Heppenheim in Richtung Heidelberg verlaufen. Entlang der Bergstraße gibt es auch bereits erste grobe Überlegungen für eine attraktive Radschnellverbindung von Darmstadt nach Heidelberg. Diese Trasse könnte langfristig vielleicht mit genutzt werden.
Für die Route wurde im Planungsraum kein Trassenvorschlag im Digitalkonzept erstellt, da es sich um eine überregionale, hessenweite Projektidee handelt.