Abschnitte

Fortschreibung dieses Planungswerks

Mit dieser konzeptionellen Radverkehrsstudie steht den Akteuren aus dem Planungsraum nun ein umfangreiches, erstes Planungswerk für ein flächendeckendes Radverkehrsnetz zur Verfügung.

Wichtig wäre es, in einem folgenden Planungsschritt aus den Erkenntnissen dieser freien Gutachterarbeit ein auf Kreisebene politisch zu beschließendes Planungswerk für den Radverkehr zu formen. Dafür sollte diese Gutachterarbeit sowohl auf Kreisebene wie auch auf kommunaler Ebene diskutiert werden. Im Rahmen dieser zweiten Planungsstufe wäre eine kreisweite Bürgerbeteiligung durchzuführen. Dafür bieten sich neben Bürgerversammlungen digitale Werkzeuge an. Das in diesem Projekt aufgestellte Digitalkonzept könnte dafür mit entsprechenden Ergänzungswerkzeugen genutzt werden.

Auf kommunaler Ebene können die in dieser Radverkehrsstudie gewonnen Erkenntnisse genutzt werden, um kommunale Radverkehrskonzepte aufzustellen. Nach Fachsicht der Autoren ist auf kommunaler Ebene der Ansatz als Nahmobilitätskonzept zielführender. Bereits in diesem Projekt auf Kreisebene gab es viele Schnittpunkte mit dem Fußverkehr. In einem Nahmobilitätskonzept mit der integrativen Betrachtung der Rad- und Fußverkehre kann für beide Zielgruppen der Nahmobilität ein optimales Planungsergebnis erzielt werden.

Wichtig ist ferner, dass die im Abschnitt Radpendlernetz Region Kassel für die drei Radkomfortrouten vorgeschlagenen Strecken in der Ausarbeitung der vom ZRK beauftragten Machbarkeitsstudie Beachtung finden. Wichtig wäre allerdings, dass mit dieser Machbarkeitsstudie weitere der hier vorgeschlagenen Radpendlerachsen näher untersucht würden.

Des Weiteren sollte für die Region Kassel ein flächendeckendes Radverkehrsnetz mit Schwerpunkt Radpendlerverkehre planerisch in Angriff genommen werden. Als dauerhafte fachliche Koordinierungsstelle für solch ein Projekt würde sich der Zweckverband Raum Kassel anbieten.

Auf Landesebene fehlt eine Radverkehrsstrategie Hessen. Mit dieser ist ein Radverkehrsnetz Hessen zu erarbeiten.

Kostenansatz für Neubau- und Ausbaurouten

Es handelt sich hier lediglich um eine grobe Schätzung auf Basis der Netzstatistik und aufgrund gemittelter Baukosten pro Kilometer Route nach Meldungen im Nationalen Radverkehrsplan und Presseartikeln (siehe auch Handbuch System Radverkehr). Punktuelle Maßnahmen, wie größere Brückenbauwerke usw., sind in dieser Schätzung nicht enthalten.

Kostenansatz Neubaustrecken: 250.000 bis 350.000 pro km (pauschal bezogen auf die Gesamtkosten für eine straßenbegleitende Radverkehrsanlage mit 2,5 m Breite in Asphalt)

Kostenansatz Ausbaustrecken: pauschal Zweidrittel der Summe für die Neubaustrecken: 167.000 € bis 233.000 €


Bundesstraßen: Im Korridor von Bundesstraße fehlen 22,4 km Neubaustrecken. Das ergibt einen Investitionsbedarf von 5,6 bis 7,8 Mio €. Ferner wurde für 28,0 km ein Ausbaubedarf festgestellt. Die Kosten hierfür werden auf 4,7 bis 6,5 Mio € geschätzt. Gesamtinvestitionsbedarf Bereich Bundesstraßen: 10,3 bis 14,4 Mio €.

Landesstraßen: In den Verkehrskorridoren von Landesstraßen sind nach Netzkonzept 94,4 km neue Radverbindungen herzustellen. Hierfür ergibt sich ein Mitteleinsatz von 23,6 bis 33,0 Mio €. An Ausbaustrecken besteht auf 29,6 km Handlungsbedarf. Die geschätzten Kosten hierfür liegen zwischen 4,9 und 6,9 Mio €. Gesamtinvestitionsbedarf Bereich Landesstraßen: 28,5 bis 39,9 Mio €.

Kreisstraßen: Parallel von Kreisstraßen fehlen 35,8 km Neubaustrecken für 9,0 bis 12,5 Mio €. Auf 15,9 km Strecke besteht ein Ausbaubedarf. Die Investitionskosten liegen hier geschätzt bei 2,7 bis 3,7 Mio €. Gesamtinvestitionsbedarf Bereich Kreisstraßen: 11,7 bis 16,2 Mio €.

Kommunale Maßnahmen wurden nicht geschätzt, da es sich hier um ein Planungswerk auf Kreisebene handelt. Mit den Maßnahmen parallel oder direkt an den klassifizierten Straßen sind jedoch in der Regel die meisten überörtlichen Verbindungen abgedeckt.

Fördermöglichkeiten können in der Förderfibel des Nationalen Radverkehrsplans recherchiert werden. Hier kann nach Bundesland und Art der Maßnahme gesucht werden (inner-/außerorts usw.). Die Förderfibel ist unter nationaler-radverkehrsplan.de/de/foerderfibel zu finden.

Fazit

In den letzten 3 Jahren haben sich die Autoren umfangreich und detailliert mit dem Istzustand und den Chancen für den Radverkehr im Planungsraum beschäftigt. Sowohl die Größe des Planungsraums wie auch seine lebendige Topografie machten die übernommene Aufgabe zu einem anspruchsvollen Projekt. Eine weitere Herausforderung war die Netzintegration des vom Planungsraum umschlossenen Oberzentrums Kassel.

Nach diversen Kilometern Raderkundungen, der Einarbeitung von etwa 1200 Maßnahmen mit 1500 Bildern in die Datenbank ist das Werk soweit beendet. Insgesamt sind dabei mit allen Anlagen zusammen mehr als 2.000 DIN A4 Seiten Material entstanden. Trotzdem konnten einfach aus Zeitgründen nicht alle Themen umfangreich aufgearbeitet werden.

Den Akteuren aus der Region steht damit nun eine umfangreiche Radverkehrsstudie als Planungswerkzeug für die weitere Förderung der Nahmobilität per Fahrrad zur Verfügung. Die Autoren würden sich freuen, wenn dieses Werk die notwendigen Fortschreibungen erfahren würde, um damit in einen effizienten und strukturierten Prozess der Radverkehrsförderung eintreten zu können.

Und damit zurück zum Beginn. 2017 jährte sich die Erfindung des Fahrrads das 200. Mal. In Baden-Württemberg wurde dies im Sommer groß gefeiert. Das ganze Jahr über gab es dort, aber auch bundesweit ein umfangreiches Jubiläumsprogramm mit vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen: (www.200jahre-fahrrad.de). Und die dazu passende Musik wurde im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten monnem-bike.de ebenfalls aufgelegt: Söhne Mannheims - Willst du mich begleiten? zum Musikvideo Söhne Mannheims - Willst du mich begleiten? // Monnem Bike auf Youtube. Die deutschlandweite Jubiläumskampagne 200 Jahre Fahrrad - made in Germany des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ist unter www.bmvi.de/fahrrad zu finden.