Abschnitte

Topografie

Der 1277 km$^2$ große Landkreis Kassel gehört topografisch zur Deutschen Mittelgebirgsschwelle. Hydrologisch entwässert der Landkreis in das Flußsystem der Weser Richtung Nordsee. Wichtige Zuflüsse zur Weser im Planungsgebiet sind die Fulda und die Diemel.

Das Kreisgebiet wird im Folgenden der besseren Handhabbarkeit in vier geografische Räume aufgeteilt. Für die Radverkehrsplanung besitzt der Landkreis eine anspruchsvolle Topografie. Ferner ist er naturräumlich teilweise recht fein gegliedert. Die weniger bekannten, naturräumlichen Bezeichnungen wurden dem Umweltatlas Hessen entnommen (atlas.umwelt.hessen.de/atlas/).

Bild 2.1: Schematische Karte zur Topografie des Landkreises
Image Topografie LK-Kassel

Topografische Räume

Region Hofgeismar

Bild: Das Weserufer am Pegel Bad Karlshafen dürfte auf etwa 98 bis 100 Höhe liegen. Dies ist damit der niedrigste Landpunkt des Landkreises.
Image Tiefster_Punkt_LK_Kassel_Pegel_Bad_Karlshafen_klein
Im Norden des Landkreises liegt der langgestreckte Höhenzug des Reinhardswaldes. Er erreicht durchschnittliche Höhen von 400 bis 450 m und gipfelt mit 472 m Höhe im Staufenberg bzw. Gahrenberg. Nach Osten fällt der Reinhardswald steil zum hessischen Wesertal hin ab. Die Höhendifferenz zwischen dem Sattel des Höhenzugs und dem Talboden an der Weser beträgt 250 bis 300 m. Der ebene Talboden des Wesertals ist mit den Gemeinden Reinhardshagen, Oberweser und Wahlsburg ländlich geprägter Siedlungsraum. Nach Osten wird das Wesertal vom Höhenzug des Bramwaldes begrenzt. Der waldreiche Höhenzug des Reinhardswalds selbst ist weitgehend unbesiedelt. Einzige Siedlung direkt im Gebirge ist der alte Wallfahrtsort Gottsbühren. Sonst findet sich im Gebirge noch die Ansiedlung Sababurg, die zusammen mit dem Dornröschenschloss Sababurg, dem Tierpark Sababurg und dem Urwald Sababurg das mit am Abstand am meisten besuchte Ziel im Gebirge darstellt.

Westlich des Reinhardswalds hat der Planungsraum Anteil am unteren Diemeltal. Hier liegt im nördlichsten Zipfel des Landkreises die Hugenottenstadt Bad Karlshafen. In der touristisch gern besuchten Barockstadt mündet die 110 km lange Diemel in die Weser. In Bad Karlshafen findet sich der amtlich tiefste Messpunkt mit 102,5 m am Verzweig B 83/B3 bei den Geokoordinaten (Geo) 51.64066 9.44883. Das Weserufer am Pegel Bad Karlshafen bei Geo 51.64823 9.43899 dürfte damit etwa auf 98 bis 100 m Höhe liegen. Dies ist damit der niedrigste Landpunkt des Landkreises Kassel.

Bei der schon zur Trendelburg gehörenden Ansiedlung Wülmersen mündet die von Beberbeck bzw. Gottsbüren kommende 28 km lange Holzape in die Diemel. Ein paar Kilometer südlich schließt sich die eigentliche Kleinstadt Trendelburg an. Hier thront hoch über der Diemel die weithin sichtbare Trendelburg. Im Bereich Hofgeismar-Hümme weitet sich das Diemeltal zu einer kleinen Niederung. Hier mündet bei Stammen die 28 km lange Esse in die Diemel. Westlich Lamerden wird das Diemeltal enger. Die Diemel hat sich hier durch Muschelkalkschichten der Beverplatten ein zum Teil schroff abfallendes Tal geschaffen.

Bei Liebenau mündet die von Süden aus dem Habichtswälder Bergland kommende, 28 km lange Warme in die Diemel. Der hessische Anteil des Diemeltals läuft im Westen in der sehr ländlich geprägten Gemeinde Liebenau aus. Naturräumlich wird dieser Bereich zusammen mit Teilen der Hochfläche bei Breuna als Diemelbörde bezeichnet.

Westlich des Reinhardwaldes schließt südlich die weite landwirtschaftlich intensiv genutzte Talniederung der Esse an (als Naturraum Hofgeimarer Rötsenke genannt). In dieser Talsenke findet sich das Mittelzentrum Hofgeismar mit seinen Ortsteilen, die zum Teil an/auf den Westausläufern des Reinhardswaldes zu finden sind. Die Hofgeismarer Rötsenke wird nach Westen vom Hügelzug der Langen- und Staufenbergplatte begrenzt.

Weiter im Süden der Esseniederung liegen die Kleinstädte Grebenstein und Immenhausen. Im Grenzbereich zum Kasseler Becken liegt hier auf der hügeligen Fulda-Esse-Schwelle (eigene Wortschöpfung) zum Kasseler Becken die Gemeinde Espenau.

Region Habichtswälder Bergland

Bild 2.3: Schattenspiele: Unterwegs im Wolfhager Land
Image Radwandern_Schattenspiel_Wolfhager_Land

Im südwestlichen Teil des Planungsraums schließt sich die topografisch stark gegliederte Region des „Habichtswälder Berglandes“ an. Die zum Teil schroffe Kegelform vieler Erhebungen weist auch noch heute auf den vulkanischen Ursprung dieses Berglandes hin.

Markanteste Formation dieses topografisch und naturräumlich besonders kleinteiligen Gebiets ist der Hohe Habichtswald. Für den höchsten Punkt des Landkreises Kassel bestehen hier zwei Möglichkeiten, die beide zur Gemarkung der Gemeinde Habichtswald gehören:

1.)
Das Habichtswälder Bergland gipfelt im Hohen Gras. Die 615 m hohe Gipfelkuppe des Hohen Grases, die mit Kletterwald, Gastronomie und Aussichtsturm auch ein beliebtes Ausflugsziel für sportlichere Tourenradler, MTBler oder auch Pedelecfahrer ist, gehört teilweise zum Planungsraum (Gemeinde Schauenburg). Der eigentliche Gipfel mit Turm ist allerdings dem Gebiet der Stadt Kassel zugeordnet.

2.)
Der höchste Gipfel, der komplett im Landkreis liegt, ist der Uhlenstein. Die kleine 607,5 m hohe Anhöhe liegt etwa 500 m Luftlinie westlich vom Gipfel des Hohen Grases bei Geo 51.30718 9.34783.

3.)
Sonst ist die höchste, komplett zum Kreis gehörende Erhebung der 600,7 m hohe Große Bärenberg westlich von Zierenberg. Er gehört zur Bergkette der Hinterhabichtswälder Kuppen. Wer bei den Geokoordinaten 51.35215 9.26804 auf der Plattform des Turms steht, hat mit rund 640 m Höhe die höchste, öffentlich zugängliche Stelle im Landkreis Kassel erreicht.

Nordwestlich des Hohen Habichtswaldes bahnt sich das Tal der Warme den Weg nach Norden Richtung Diemel. Auf halber Strecke Richtung Diemel nimmt die Warme die von Osten kommende Nebelbeeke auf. Die Niederung der Nebelbeeke wird naturräumlich auch als Westuffelner Senke bezeichnet. Westlich wird das Warmetal u. a. durch den zum Teil schroffen Höhenzug Dörnberg und Schreckensberge begrenzt. Östlich des Warmetals steigen die Höhen des Alten Waldes Richtung Breuna zu einer Hochebene an, die zur Diemelbörde gehört. Im Bereich der Kommunen Zierenberg und Habichtswald weitet sich das Warmetal zum Zierenberger Grund.

Bild: Die Uhlensteine auf der gleichnamigen 607 m hohen Erhebung. Sie liegen versteckt im Wald ein paar Meter nördlich des ehemaligen Hochbehälterstandorts. Die Felsformation ist bis zu 3 m hoch.
Image Hoechster_Punkt_LK_Kassel_Ullenstein_klein

Hoher Habichtswald und Hoher Dörnberg werden durch den Dörnbergpass mit 380 m Höhe begrenzt. Der Dörnbergpass wird als Verkehrslinie von der B 251 im Korridor Kassel – Korbach/Wolfhagen genutzt. Ein weiterer Pass in der Kammlinie Schreckensberge – Hoher Dörnberg – Hoher Habichtswald – Langenberge ist die Hoofer Pforte. Der Pass mit etwa 410 m Höhe trennt den Hohen Habichtswald im Norden von den Langenbergen im Süden ab. Hier finden sich die Ortsteile der Gemeinde Schauenburg. Die Verkehrslinie Korbach/Wolfhagen - Baunatal/Südliches Kasseler Becken führt über diesen Pass.

In der sich westlich an die Hoofer Pforte anschließende Breitenbacher Mulde entspringt die Ems, die Richtung Süden in die Eder entwässert. Unterwegs weitet sich bei Bad Emstal-Sand das Emstal zur Sander Kammer. Südlich Merxhausen verläßt die Ems den Planungsraum.

Westlich der Warme schließt sich nun mit den Höhen des Malsburger Waldes und der Bergkette der Hinterhabichtswälder Kuppen und den Elbenberger Höhen die zweite Kammlinie an. Westlich der Hinterhabichtswälder Kuppen findet sich die offene, landwirtschaftlich genutzte Hochfläche der Isthaebene, über die die Wasserscheide Eder – Diemel verläuft. Hier entspringt oberhalb Oelshausen die Erpe, deren Wasser nach Norden durch den Altenhasunger Graben und die Ehringer Senke in die Twiste fließt. Am Südende der Ehringer Senke liegt das Mittelzentrum Wolfhagen. Östlich der Ehringer Senke schließt sich der markante Bergzug des Elsbergrücken an. Dieser ist durch den Rhödaer Bach und das Tal der Dose in drei Hügelzüge gegliedert. Das Tal der Dose öffnet sich östlich des Elsbergrückens in die Elsunger Senke.

Westlich der Isthaebene liegt abgegrenzt durch den Hügelzug der Rauensteine der Ippinghäuser Grund. Hier trifft man bei der Ortschaft Ippinghausen auf die Elbe, die über Naumburg Richtung Süden zur Eder fließt. An der Ortschaft Ippinghausen liegt mit etwa 318 m Höhe die Wasserscheide Eder-Diemel recht niedrig. Westlich der Tallinie des Elbetals, Ippinghäuser Grundes und der Ehringer Senke schließen die Hügel/Bergzüge des Langen Waldes und des alten Waldes den Planungsraum nach Westen hin ab.

Region Kasseler Becken

Im südöstlichen Bereich des Planungsgebiets findet sich die „urbane„ Niederung des Kasseler Beckens, das durch die Großstadt Kassel und die Umlandgemeinden dicht besiedelt ist. Die Kasseler Fulda-Aue in seiner Mitte liegt auf rund 130 bis 140 m Höhe. Zum Planungsgebiet gehören hier die Umlandgemeinden rund um Kassel. Im folgenden wird dieser Teil des Planungsraums als Region Kasseler Becken bezeichnet. Westlich wird das Kasseler Becken vom Hohen Habichtswald und dem Höhenzug der Langenberge bei Baunatal begrenzt. Nach Norden schließt der Höhenzug des Reinhardswaldes mit dem Hügelland der Fulda-Esse-Schwelle (eigene Wortschöpfung) das Kasseler Becken ab. Hier liegen die Gemeinden Calden, Ahnatal, Vellmar, Espenau und Fuldatal. Im Nordosten erheben sich die langgestreckten Höhenzüge des Kaufunger Waldes, im Südosten das Bergland der Söhre. Im östlichen Teil des Kasseler Beckens liegen die Kommunen Niestetal, Lohfelden, Kaufungen und Fuldabrück. Im Süden findet sich die Stadt Baunatal mit dem gleichnamigen Baunsberg, einem südöstlichen Vorberg des hohen Habichtswaldes. Der Baunsberg ist durch den etwa 300 m hohen Baunsbergpass vom Hohen Habichtswald abgetrennt. Der Pass ist eine wichtige Verkehrslinie in der Relation Baunatal/Schauenburg - Kassel. Zentrales Gewässer im Kasseler Becken ist die Fulda, die von Süden kommend das Kasseler Becken Richtung Hann. Münden durchfließt.

Bergland Söhre und Kaufunger Wald

Das Tal der Nieste im Kaufunger Wald gehört hier teilweise zum Planungsraum. Im Südosten begrenzt der Höhenzug der Söhre das Kasseler Becken. Zwischen Söhre und Kaufunger Wald fließt die Losse der Fulda entgegen. Das Lossetal dient als wichtiger Verkehrskorridor auf der Strecke Kassel - Eisenach. Im Lossetal liegt die Gemeinde Helsa. Am Übergang zum Kasseler Becken findet sich ferner die Gemeinde Kaufungen. In der Söhre finden sich die Ortsteile der Gemeinde Söhrewald. Größtes Gewässer der Söhre ist der Wahlebach, der im östlichen Stadtgebiet von Kassel in die Fulda mündet.

Mit dem Pass Brandt besitzt die Söhre eine lokale Verkehrslinie, die die südlich des Söhrehauptkamms gelegenen Ortsteile mit dem Wahlebachtal verbindet. Auf den westlichen Ausläufern der Söhre liegt auf einer Sonnenterrasse das Dorf Dörnhagen, das zur Gemeinde Fuldabrück gehört.

Bild 2.5: Landschaftlich attraktiv und gut ausgebaut: Der Diemel-Radweg zwischen Liebenau und Lamerden (Bild: Dirk Schmidt).
Image diemelradweg_zwischen_liebenau_und_lamerden_ds_05_2011