2005 wurde bereits jeder achte Weg in Deutschland mit dem Fahrrad zurückgelegt. Hessenweit und regional liegen die Radverkehrsanteile allerdings bedeutend niedriger:
Gebiet | Fahrrad [%] | zu Fuß [%] | ÖV [%] | MIV [%] |
Deutschland (2014)[2] | 13 | 21 | 11 | 54 |
Hessen (2008)[4] | 6,1 | 26,0 | 8,7 | 59,1 |
Nordhessen (2008)[5] | 4 | 26 | 7 | 62 |
In der Studie sind die Wegeanteile im Verkehr in den Umlandgemeinden gelistet.[9] Anmerkungen bezüglich der Tabelle:
Kommune | Fahrrad [%] | zu Fuß [%] | ÖV [%] | MIV [%] | Fahrrad/ | KFZ/ |
1000 Ew. | 1000 Ew. | |||||
Ahnatal | 4,0 | 42,0 | 0,7 | 53,3 | 741 | 553 |
2,7 | 20,2 | 11,2 | 65,8 | |||
Baunatal | 5,4 | 36,4 | 4,9 | 53,4 | 746 | 493 |
4,3 | 25,8 | 10,5 | 59,4 | |||
Fuldatal | 6,9 | 39,4 | 4,8 | 48,9 | 859 | 561 |
4,5 | 20,0 | 11,7 | 63,8 | |||
Fuldabrück | 4,8 | 46,5 | 3,4 | 45,3 | 869 | 552 |
3,1 | 21,3 | 10,5 | 65,1 | |||
Kaufungen | 9,1 | 39,9 | 1,8 | 49,1 | 752 | 515 |
6,3 | 22,8 | 9,6 | 61,3 | |||
Lohfelden | 2,0 | 45,0 | 3,8 | 49,3 | 780 | 569 |
1,9 | 23,7 | 10,2 | 64,2 | |||
Niestetal | 6,9 | 36,7 | 3,6 | 65,0 | 755 | 496 |
4,8 | 19,2 | 11,0 | 65,0 | |||
Schauenburg | 4,5 | 38,1 | 4,7 | 52,8 | 718 | 528 |
2,4 | 18,6 | 15,1 | 63,9 | |||
Vellmar | 2,5 | 32,8 | 5,5 | 59,2 | 749 | 555 |
2,3 | 17,5 | 12,4 | 67,9 | |||
Kassel | 7,3 | 32,2 | 22,2 | 38,3 | 725 | 431 |
6,6 | 28,5 | 21,5 | 43,4 |
Zu allen weiteren Kommunen des Landkreises liegen keine Verkehrskennzahlen vor.
Wichtiger Hinweis bezüglich SrV 2013: Diese aktuellere Studie wurde nordhessenweit nur in der Stadt Kassel durchgeführt. Anders lautende Meldungen sind nicht korrekt. In einer Pressemeldung vom August 2015 im NRVP-Portal[10] wurde fälschlicherweise mitgeteilt, dass der Radverkehrsanteil in der Region Kassel zwischen 2008 und 2013 im Gesamtverkehr von 6% auf 9% gestiegen sei. Die Steigerung ist jedoch nur für die Stadt Kassel belegt. Für die Umlandgemeinden liegen keine neueren Zahlen vor.
Dieses Planungswerk verzichtet auf die Festlegung von zeitlichen Zielkenngrößen für zukünftige Radverkehrsanteile am Modal Split. Warum?
Diese Facharbeit zum Radverkehr im Landkreis ist kein klassisches Radverkehrskonzept. Da die Autoren weitgehend eigenverantwortlich mit ihren eigenen, persönlichen Kenntnissen und den ihnen offen zur Verfügung stehenden Quellen arbeiten mussten, war die Erstellung einer detaillierten Umsetzungsstrategie nicht möglich. Damit fallen auch mögliche Zielkenngrößen weg.
Eine Erklärung des Fachbegriffs Modal Split ist im entsprechenden Wikipediaartikel zu finden.
In der bereits erwähnten Pressemeldung Mobilität in Städten - SrV: Radverkehr in der Region Kassel nimmt zu des Landkreises Kassel von August 2015[10] heißt es u. a.:
...Die verbesserte Fahrradtechnik als auch der Ausbau von Fahrradwegen wird dazu führen, dass in den nächsten Jahren sogar noch mehr Leute ihre Alltagswege mit dem Fahrrad zurücklegen werden, ist sich Roy sicher. Ohne weiteres kann der Radverkehrsanteil der Region Kassel auf über 15 Prozent steigen....
Die Autoren können diesem Ziel von Herrn Roy (Kreisradverkehrsbeauftragter bis Mitte 2016) nur beipflichten. Auch wenn bis zum Erreichen der 15 %-Schwelle kein Zeitpunkt genannt wurde, sind 15 % Radverkehrsanteil in der kompletten Fläche des oftmals ländlich strukturierten Planungsraumes ein durchaus anspruchsvolles Ziel. In Regionen wie dem Wolfhager Land mit komplett fehlenden Radverkehrsnetzen, dürfte der Radverkehrsanteil heute geschätzt bei vielleicht 1 % bis maximal 3...4 % liegen. Um kreisweit die 15 %-Schwelle zu erreichen, sind allerdings umfangreiche Investitionen in die Radverkehrsinfrastruktur notwendig.
Für die Region Kassel werden in beiden Verkehrsentwicklungsplänen bis 2030 folgende Zielkenngrößen für den Radverkehrsanteil genannt:
Dieser Sachverhalt soll hier Erwähnung finden, da das Stadtgebiet Kassel als urbanes Zentrum hier einfach das Zugpferd der Fahrradnutzung im Alltag sein müsste. Mit 9 % Radverkehrsanteil ist die Stadt Kassel natürlich regionaler Spitzenreiter, was die Radnutzung angeht. Deutschlandweit gesehen liegen Großstädte mit Radverkehrsanteilen von weniger als 10 % allerdings klar auf den hinteren Rängen in der Fahrradnutzung.
Mit Stand Februar 2017 soll in Kassel eine städtische Radverkehrskonzeption auf den Weg gebracht werden. Es wird sich zeigen, welche Ziele und Inhalte hier erarbeitet werden. Es wäre zu wünschen, wenn die Stadt in der regionalen Radverkehrsförderung eine Vorreiterrolle übernehmen würde, um die Umlandgemeinden mitzuziehen. Dann könnten auch die ebenfalls konservativen Zielkenngrößen von 8-11 % für die Umlandgemeinden bis 2030 sicher mühelos übertroffen werden.
Wie in den obigen Balkendiagrammen zu erkennen, liegt Hessen nicht nur beim Radverkehrsanteil hinten, sondern auch bei der Ausstattung der klassifizierten Straßen mit Radverkehrsanlagen. Die Zahlen mit Stand 2013 wurden der Broschüre Radverkehr in Deutschland - Zahlen, Daten, Fakten des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur entnommen[3]. In die Längenstatistik gingen laut Hinweis in der Broschüre a) Radwege, b) Radwege, die auch vom Fußgänger mitbenutzt werden und c) Mehrzweckstreifen, die auch vom Radfahrer mitbenutzt werden, ein.
Wie in allen drei Diagrammen sofort ersichtlich, liegt Hessen in allen Straßenkategorien im hinteren Mittelfeld (jeweils klar unter den entsprechenden Bundesdurchschnitten).
Die Erhebung von Vergleichszahlen für den Planungsraum hätte prinzipiell erfolgen können. Zeitlich wäre dies aber mit einem großen Aufwand verbunden gewesen (bei ohnehin vielen Themen im Projekt). Von daher ist keine Aufnahme erfolgt.
Allgemein lässt sich allerdings feststellen, dass der Ausstattungsgrad der klassifizierten Straßen mit Radverkehrsanlagen im Planungsraum vor allem bei den Landes- und Kreisstraßen gering bis sehr gering ist.
In der Mitte 2015 vom hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung bekannt gegebenen Sanierungsoffensive 2016 bis 2022 (Pressemitteilung) findet sich auch eine Liste mit 60 Radverkehrsanlagen, die an Landstraßen neu errichtet werden sollen. Der Landkreis Kassel ist mit drei kürzeren Maßnahmen vertreten. Wer sich die Liste näher ansieht, stellt fest, dass es sich auch hessenweit meistens um kürzere Maßnahmen handelt. Im Verhältnis zum großen Bedarf, alleine für den Radwegebau an Landesstraßen im Planungsraum, ändert sich auch mit dieser Liste wenig. Dies hat auch der ADFC Landesverband Hessen in einer Pressemitteilung von Juni 2015 mitgeteilt. Nach seinen Schätzungen wird sich der Ausstattungsgrad der Landstraßen mit Radverkehrsanlagen von 11 % in 2013 auch mit dem Programm bis 2022 nur auf etwa 12 bis 13 % erhöhen. in der Presseerklärung heißt es dazu ferner: ... Um mehr Menschen zum Radfahren zu motivieren und zumindest ans Mittelfeld der Bundesländer anzuschließen, hält der ADFC einen Ausstattungsgrad von mindestens 20 Prozent für erforderlich....
Aktuell gibt Hessen jährlich rund 4 Millionen € für Radwege entlang von Landesstraßen aus. Um hessenweit am schlechten Ausstattungsgrad der Landesstraßen in absehbarer Zeit etwas substanziell zu ändern, müsste bedeutend mehr Geld in die Hand genommen werden. Sinnvoll wäre ein mehrjähriges Sonderprogramm mit zusätzlichen Investitionen in Millionenhöhe im Radwegebau entlang von Landesstraßen. 2014 betrug der Etat für den Landstraßenbau 100 Mio. € pro Jahr. Der ADFC-Hessen forderte im Jahr 2014 10 % dieser Mittel für den Radwegebau auszugeben. Diese Forderung wurde abgelehnt.[13]
Im Mai 2017 wurde auf dem 1. Nahmobilitätskongress in Frankfurt bekannt gegeben, dass 4 Millionen € für Maßnahmen im Bereich der Nahmobilität zur Verfügung stehen. Weitere 10 Millionen € kommen für Radverkehrs- und Fußverkehrsprojekte aus den Mitteln des kommunalen Straßenbaus.[14]
Voraussetzung für eine effiziente Fortentwicklung der landesweiten Infrastruktur von straßenbegleitenden Radverkehrsanlagen wäre eine landesweite, flächendeckende Bedarfsanalyse für Radverkehrsanlagen entlang von Kreis-, Landes- und Bundesstraßen. Nach Kenntnis der Autoren mit Stand März 2016 existiert solch eine Aufnahme wohl nicht, bzw. ist zumindest wohl nicht öffentlich einsehbar. Solch eine Bedarfsanalyse wäre, wenn nicht vorhanden, mit in der fehlenden Radverkehrsstrategie Hessen / dem Radverkehrsnetz Hessen zu erarbeiten.
Dasselbe gilt genauso für den Radwegebau entlang von Bundesstraßen. Hier werden hessenweit jährlich immerhin 7,5 Mio € investiert. Aber auch hier müsste bedeutend mehr durch den Bund investiert werden.