Der Radverkehr wird hier im Kapitel 5 Regionale Infrastruktur ab Seite 144 kurz erörtert: Die grundlegenden Inhalte des kompakten Textes sind fachlich soweit stimmig. Allerdings wird in der Ausarbeitung von einem sogenannten Radwegenetz gesprochen. Hier ist wohl ein Radverkehrsnetz gemeint.
In der Begründung findet sich folgender Satz: Dem Ausbau des hessischen Radfernwegenetzes kommt eine besondere touristische Bedeutung zu.. Mit einem Netz haben die bestehenden Verläufe der aktuellen hessischen Radfernwege allerdings nichts zu tun. Weiteres dazu siehe auch Abschnitt 2.3.4 Hessische Radfernwege Landesweit auf Seite .
Wie die im Text begründeten Ziele konkret erreicht werden sollen, bleibt weitgehend unklar:
Es fehlt im Gegensatz zum Straßennetz in den Kartenwerken des Regionalplans eine kartografische Darstellung eines regionalen Radverkehrsnetzes. Ferner gibt es im schriftlichen Teil des Regionalplans keine konkrete Projektliste, was Maßnahmen zur Herstellung / Verbesserung eines regionalen Radverkehrsnetzes in Nordhessen angeht. Für den Straßenbau finden sich dagegen umfangreiche Aufstellungen von Projekten mit entsprechenden Begründungen.
Radverkehr und Siedlungsentwicklung: Dieses Thema wird im Regionalplan nicht behandelt. Voraussetzung für eine an Radpendlerachsen optimierte Raumplanung vor allem der zukünftigen Siedlungsflächen wäre die Planung eines Radpendlernetzes für den Ballungsraum Kassel. Die Hauptradialen und Tangentialen solch eines Netzes müssten dann Eingang in den Regionalplan finden. Ein erstes Radpendlernetz für die Region Kassel wird im Abschnitt 4.4 Radpendlernetz auf Seite kompakt skizziert.
Im kombininerten Regional- und Flächennutzungsplan der Metropolregion FrankfurtRheinMain fanden übrigens Radrouten Eingang. Der Regionalplan Südhessen /Regionale Flächennutzungsplan 2010 ist Teil des Regionalplans Südhessen und kann auf der Seite des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain eingesehen werden. In der Hauptkarte mit Planstand 31.12.2015 finden sich Radrouten im Kartenwerk (als dünne, violette Linie).
Der Regionalplan Nordhessen kann unter rp-kassel.hessen.de heruntergeladen werden. Der Abschnitt Radverkehr findet sich auf der Dateiseite 150 des PDF-Dokuments (= Dokumentenseite 144).
Der Radverkehr wird im Abschnitt 4.3 Handlungsfeld 3: Regionaler Radverkehr auf Seite 80 behandelt (Dokument siehe www.zrk-info.de/zrk/pdf/VEP_Region_Kassel2030.pdf)
Den grundlegenden Aussagen können die Autoren zustimmen. So wird beispielsweise festgestellt, dass jede zweite Autofahrt in der Region Kassel kürzer als 5 km ist. Es besteht so laut VEP ein hohes Potential im Radverkehr, das genutzt werden sollte. Auch auf die Bedeutung des Pedelec aufgrund der bewegten Topografie wird hingewiesen.
Die im Text folgenden Zielkennwerte von 8-11 % Radverkehrsanteil bis 2030 sind dem gegenüber allerdings konservativ ausgelegt. Beispielsweise 11-15 % Radverkehrsanteil wären nach Autorenmeinung ein ambitionierteres Ziel gewesen.
Im Maßnahmenteil des Handlungsfeldes Regionaler Radverkehr wird unter 3.1 die Ausweisung eines Haupt- und Nebenroutennetzes skizziert. Laut Text konnten hier die bestehenden Strukturen grundsätzlich beibehalten werden, es wurden nur kleinere Anpassungen vorgenommen.
Das Entwurfsnetz findet sich als Radroutennetz 2030 auf der Dokumentenseite 128 des PDF-Dokuments: Schaut man sich das Netz näher an, so stellt man leider fest, dass wichtige fehlende Stadt-Umland-Anschlüsse im Netz keine Berücksichtigung fanden. Dazu gehören z. B. die fehlende Fuldaquerung Niestetal-Sandershausen ↔ KS-Wolfsanger, der bergfreie Routenkorridor von Banautal-Altenbauna ↔ KS-Nordshausen sowie auch die komplett fehlende Berücksichtigung des Routenkorriodors der B 251 Richtung Westen (Dörnbergpass Richtung Habichtswald). Aber auch innerhalb des Routennetzes gibt es z. T. schlicht veraltete Routendarstellungen. So findet sich noch der alte Bahnübergang am Regiotramhalt KS-Jungfernkopf im Netz. Und in Ahnatal an der Rasenallee findet sich eine Routenverknüpfung, die mit der neuen Bahnüberführung so nicht mehr besteht. Ferner führt in Kassel eine Hauptroute direkt die steile, viel befahrene Querallee hoch. Topografisch günstigere Routen fanden hier keine Berücksichtigung.
Die Trassen still gelegter Bahnlinien, die in vielen anderen Städten und Regionen als attraktive, oftmals auch kreuzungsfreie Radrouten genutzt werden, besaßen im Radroutennetz 2030 wohl keine Relevanz. So wurde überraschenderweise die Trasse der Kasseler Hafenbahn im Netzentwurf nicht berücksichtigt.
Den Anforderungen an eine langfristige, strategische Planung für eine substanzielle Steigerung des regionalen Alltagsradverkehrs bis 2030 kann dieses Netz nach Fachsicht der Autoren leider nicht gerecht werden. Das Radroutennetz 2030 konnte daher im Netzenwurf dieser Facharbeit nur sehr bedingt als Planungsgrundlage dienen.
Im Maßnahmenpunkt 3.3 werden drei Radkomfortrouten als schnelle Stadt-Umland-Routen vorgeschlagen. Für diese Radpendlerachsen werden im Prinzip Radschnellwegkriterien vorgelegt. Was sich erst einmal positiv liest, offenbart in den Routenvorschlägen in der Netzkarte leider ebenfalls Schwächen. Beispielsweise soll die Radkomfortroute Kaufungen ↔ Kassel wohl durch die Kasseler Unterneutstadt und über die Karl-Branner-Brücke geführt werden. Wie das mit den vorgeschlagenen Routenkritierien in der Praxis funktionieren soll, ist den Autoren unklar. Es wird im Maßnahmenpunkt 3.3 zwars auf eine zu erarbeitende Machbarkeitsstudie für die Radkomfortrouten hingewiesen. Aber wenn schon in einem langfristigen, strategischen Planungswerk wie dem VEP konkrete Routen ohne nähere Ausarbeitungen im Radroutennetz 2030 vorgeschlagen werden, sollten diese auch potentiell den eigenen Anforderungen des VEP entsprechen.
Laut Pressemeldung vom 5. April[1] soll für diese drei Radkomfortrouten 2017 eine Machbarkeitsstudie durch den ZRK vergeben werden. Diese Studie soll bis Ende des Jahres 2017 abgeschlossen sein.
Die Autoren haben im Maßnahmenkatolog für die drei Radkomfortrouten eigene Vorzugsrouten entwickelt. Ferner wurde für die Region Kassel in Abschnitt 4.4 Radpendelnetz Region Kassel auf Seite ein attraktives Radpendlernetz entworfen, in dem diese drei Radkomfortrouten des VEP ebenfalls berücksichtigt wurden.
Daneben besitzt das Handlungsfeld Regionaler Radverkehr noch weitere Maßnahmenfelder. Sie können im VEP Region Kassel eingesehen werden.
Der Radroutenplaner soll Radfahrern bei der Planung und der Auswahl von geeigneten Strecken für Alltag, Freizeit und für Urlaubsreisen helfen.
Die Inhalte im Radroutenplaner werden von Kommunen und Gebietskörperschaften an das integrierte Verkehrs- und Mobilitätsmanagement (IVM) übermittelt. Dort werden die Meldungen wohl ohne weitere inhaltliche Überprüfung (sofern sie aus der Ferne überhaupt möglich wäre) an die Ingenieurgruppe IVV weitergeleitet bzw. evtl. auch direkt in das System eingepflegt. Der genaue Datenweg ist den Autoren unbekannt.
Einträge für das Gebiet des Landkreises Kassel weisen Fehler in erheblichem Maße auf, bzw. es gibt zum Teil unlogische Eintragungen. Teils stimmen die Angaben im Radroutenplaner nicht mit der örtlichen Wegweisung überein, teils ist die Benutzung eines vorgeschlagenen Weges vor Ort dem Radverkehr untersagt. Oder die vorgeschlagenen Routen sind kaum für den durchschnittlichen Radler geeignet.
Der Radroutenplaner zeigt im Planungsraum aktuell die im Prinzip nicht vorhandene Radverkehrsplanung für das Fahrrad im Alltag auf. Auch auf Landesebene ist kein hessenweites Radverkehrsnetz (analog NRW) eingetragen. Dieses ist nicht vorhanden.
Es wird empfohlen, eine turnusmäßige Qualitätsüberprüfung durchzuführen. In diese Überprüfung sollten die Ansprechpartner auf regionaler und lokaler Ebene miteinbezogen werden. Ferner ist zeitnah ein Landesnetz als Rückgrat der überregionalen Planung zu erstellen.
In Hessen bestehen 9 landesweite Radfernwege: R 1 bis R 9. Daneben besitzen folgende radtouristische Routen den Status eines landesweiten Radfernwegs: Lahntalradweg, BahnRadweg Hessen, Eder-, Main- und Rheinradweg (Veloroute Rhein). Die Gesamtlänge aller Routen in Hessen beträgt 3.300 km. Die Routen werden seit 2005 im Auftrag des Landes vom ADFC Landesverband Hessen betreut: Projektinformation Hessische Radfernwege - Wegweisendes Projekt für Hessen auf www.adfc-hessen.de ( → Radtourismus → Hessische Radfernwege).
Der ADFC-Landesverband spricht in seiner Projektbeschreibung allerdings von einem Netz der Hessischen Radfernwege. Mit einem Netz haben die gegenwärtigen Verläufe der Hessischen Radfernwege allerdings nach Fachsicht der Autoren wenig zu tun. Auch die Autoren bekommen in Gesprächen öfter mit, dass von einem Netz der Hessischen Radfernwege gesprochen wird. Ferner sind viele Streckenverläufe der Radfernwege auch aus dem radtouristischen Blickwinkel am großen Bedarf vorbei geplant worden.
So gibt es beispielsweise noch nicht einmal eine hessische Hauptroute Nord-Süd, die Kassel (Nordhessen), Marburg und Gießen (Mittelhessen) auf direktem Weg mit Frankfurt (Rhein-Main-Gebiet) und weiter mit Südhessen Richtung Darmstadt verbindet. Aktuell bleibt nur der topografisch sehr ungünstige Umweg mit dem R4 über den Hohen Vogelsberg. Oder alternativ die noch bedeutend längere Route via Osthessen (R1 Fuldatal und R3 Kinzigtal in das Rhein-Main-Gebiet).
Weiteres zum fehlenden Radverkehrsnetz Hessen siehe auch Maßnahmenvorschlag 4.11 Radverkehrsnetz Hessen auf Seite .
Folgende Anschlüsse des Radverkehrsnetzes NRW Richtung Landkreis Kassel bestehen:
Unter www.radverkehrsnetz.nrw.de) finden sich umfangreiche Informationen zu diesem Landesnetz. Es sind sogar die Katasterblätter für einzelne Standorte abrufbar.
Nach Osten hin schließt der Planungsraum an den Landkreis Göttingen an. Als Planungsgrundlage existiert hier der Radroutenplan 2015: zu finden unter www.landkreisgoettingen.de → Unsere Themen → Ordnung und Verkehr → Straßen und Radwege → Radroutenplan 2015 (Dokumente zum Radroutenplan 2015)
Folgende Anschlüsse gehen in den Planungsraum über: